vor 12 Tagen bekam ich eine gemischte Kolonie von C.desertorum mit C.viaticus ca. 200 Tiere stark mit einer Menge Brut (80+ Puppen und 50+ Larven aller Entwicklungsstadien) für mein neu eingerichtetes Wüstenformicarium ( einen Bildbericht dazu gibt es schon).Herzlichen Dank an Frank!
Das Öffnen der Packung und die ersten 2 Stunden gestalteten sich einigermaßen dramatisch. Die Tiere brachen wie brodelnde Lava aus ihrer Transportbox (gerade daß ich noch meine Finger zurückziehen konnte!) und rannten sofort wie von der Tarantel gestochen in der ganzen Arena herum. Nach einigen Minuten hatten die ersten Arbeiterinnen den erhöhten Nesteingang entdeckt und nach einer Viertelstunde begann ein geregelter Zug im neuen Nest zu verschwinden. Nach 2 Stunden war der Einzug beendet und bis auf einige vom Transport Mitgenommene hatten alle Tiere die Transportbox verlassen und waren im Nest.
In den nächsten Tagen wurde das Terrain intensiv erkundet, der Appetit wuchs von Tag zu Tag und im Nest etablierte sich eine Aufteilung von Brut und adulten Tieren je nach Temperatur und Feuchtigkeitsbedürfnis.
Langsam begann ich mich in das Verhalten der Tiere "einzusehen" , Art und Verhalten waren ja völlig neu (in der Praxis!) für mich. In allen Berichten wird das aufmerksame und wache Agieren der Tiere hervorgehoben , ihr Erkundungsverhalten ist wirklich höchst spannend. Mit einer Art vorsichtigen Entschlossenheit gehen sie die Dinge an obwohl ihre überschießende Agilität sie manchmal in Schwierigkeiten bringt, so mußte ich die Zuckerwasserfutterstelle erhöhen, da Tiere immer wieder einmal einfach in vollem Lauf darin landeten. So lernten beide ,Halter und Ameisen. Auch den Wasserbehälter mußte ich aus dem Sand auf nackten Felsboden stellen, da einige Tiere emsig daran arbeiteten eine" Kapillarwasserleitung" mit Sand aus der Tränke auf den Boden zu legen. Ihr Appetit ist gewaltig (Heimchen, Grillen, Spinnen, Käfer , Wespen alles verschwindet im Nest) Kleine Tiere werden solo behandelt, bei größeren arbeiten bis zu vier zusammen.
Sorgen machte mir in der ersten Woche meine Unfähigkeit die Königin aus dem ganzen Gewimmel optisch zu isolieren, erst eine Nachfrage bei Frank brachte Klärung, die Königin ist praktisch nicht größer als die größten Arbeiterinnen , nur ihr Thorax ist wuchtiger. Nach einer Woche entdeckte ich auch die ersten Arbeiterinnen wie sie von der Decke einer Nestkammer hingen mit kleinen Eipaketen in ihren Mandibeln .
Mittlerweile schlüpfen regelmäßig neue Arbeiterinnen aller Größen.
In den letzten Tagen begannen einige Arbeiterinnen Material um den Nesteingang zu häufen, er verschwindet schon fast unter einem Haufen von kleinen Steinchen.
Die Temperaturen bei denen ich sie halte:
Am Morgen geht um 7h die erste 50W Neodymsonne auf , eine Stunde später die 50W UV Metalldampflampe (Desert Sun) unter der es im unmittelbaren Lichtkegel 35° hat. Im Rest der Arena gibt es Temperaturen von 20 bis 28° Schatten und volles Licht. Um 17h geht die starke Lampe aus, eine Stunde später die zweite.
Nachts wärmt eine 15W Heizmatte die Arena gerade auf 21°(im Sommer werde ich dann darauf verzichten können).
Das Nest :

50x25 x7 cm Ytong mit an der Rückseite verlegtem 15 W Heizkabel. Der am Bild markierte Teil wird erwärmt. Der Temperaturfühler rechts oben zeigt 28°, links unten hat es 21°. Im nicht beheizten Teil links oben sind 2 Bohrungen für die Bewässerung (momentan alle 3 Tage 5ml).
Interessant ist die Verteilung der Tiere. Die Hauptmasse sitzt im nicht beheizten aber temperierten Teil bei ca. 23°. Die Puppen werden im Warmen gelagert und die Larven im gemäßigt warmen und feuchten Teil (gerade ein zartes Beschlagen der Scheibe in 2 Kammern).
Ob das so paßt wird die Zukunft zeigen. Aber diese Anordnung ist jetzt seit 10 Tagen unverändert.
Und jetzt noch ein paar Bilder zum Abrunden. Danke für Eure Geduld!




LG
Volker