*Chthonolasius und Dendrolasius...

Diskussion über alle Ameisenarten.

*Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Mo 10. Mai 2010, 16:42

Hallo Leute,

für eine Neuauflage von Versuchen zur Koloniegründung der Dendrolasius fuliginosus habe ich heute einige hundert Chthonolasius-Arbeiterinnen einem Nest entnommen. Die Versuche sollen in diesem Jahr wieder mit reifen, erwachsenen Chthonolasius-Arbeiterinnen unternommen werden. Die Arbeiterinnen habe ich bereits jetzt entnommen, damit sie im Sommer, wenn die fuliginosus schwärmen, bereits einige Zeit ohne Königin sind und damit eine weisellose Kolonie darstellen. Sie werden also nun frühestens im Mai mit ersten Jungköniginnen der fuliginosus konfrontiert werden. Interessant wird sein, ob diese kurze Zeit der Weisellosigkeit genügt und ob der Einfluss der eigenen Königin bis dahin erloschen ist. Ist er es nicht, werden diese Arbeiterinnen wahrscheinlich die fuliginosus-Königinnen langfristig nicht akzeptieren und sie nach einigen Tagen töten.
Nach meinen bisherigen Beobachtungen ist genau diese Konstellation die einzige, unter deren Bedingungen eine Adoption der fremden fuliginosus-Königinnen im Freiland gelingt. Fraglich wie gesagt bleibt, ob die Zeit der Weisellosigkeit genügt und ob der Einfluss der eigenen Königin bis zum Zeitpunkt des Beginns der Versuche erloschen ist. Denn natürlich gehören diese Arbeiterinnen im Moment noch einer weiselrichtigen Kolonie an, Pheromone der Königin wirken noch ihren Körpern und werden zwischen den Tieren beim Nahrungsaustausch weitergegeben.

Die fuliginosus-Königinnen werden die Möglichkeit haben, zwischen dem Nest dieser Ameisenart und einen Nesteingang von Lasius niger zu wählen. Natürlich gründet fuliginosus im Freiland ausschliesslich bei den Chthonolasius-Arten, trotzdem gibt es ja immer wieder unbelegte "Beobachtungen" von Koloniegründungen bei Lasius niger. Ausdrücklich ausgenommen sind Laborversuche, die können mit Lasius niger offenbar gelingen, wie der laufende Versuch von Philipp zeigt. Das sind aber künstliche Bedingungen (...und es bleibt abzuwarten, ob die Gründung nachhaltig gelingt), eine gemischte Kolonie niger/fuliginosus wurde im Freiland noch nie gefunden und belegt, wohl aber gemischte Kolonie von jungen fuliginosus-Kolonien mit Arbeiterinnen der Arten von Chthonolasius.

Immer wieder ist erstaunlich, wie schön auch und gerade unsere Ameisen sind!
Wenn man sich überwiegend eine Zeitlang mit subtrop. oder trop. Arten befasst, vergisst man das leicht. Diese Chthonolasius gehören vllt. zu unseren schönsten Arten mit ihrer wunderschönen Gelbfärbung. Sie sind übrigens recht leicht von den Cautolasius zu unterscheiden, zumindest diese Art hier, deren Bestimmung aussteht. Sie sind anders als diese reingelb gefärbt und alle Tiere sind grösser als die Arbeiterinnen von Lasius flavus. Aber alle mir bekannten Arten der Chthonolasius sind reiner und gleichmässiger gefäbt als die Lasius flavus, deren grössere Arbeiterinnen oft ungleichmässig und dunkelgelb bis fast rötlich-bräunlich gefärbt sind. Man findet die Chthonolasius ausserdem meist in völlig anderen Habitaten. Faszinierend ebenso die schnelle Organisation und Rekrutierung, nach einer Stunde war die gesamte Belegschaft bis auf wenige Kundschafter ins Beobachtungsnest gezogen.

Diese Ameisen sind nicht selten, doch aufgrund der versteckten Lebensweise schwer zu finden. Ich sucht heute in einem warmen Laubwald hier an der Mosel eine gute Stunde. Es gibt selten Nesthügel, meist sind die Nester versteckt unterirdisch oder in morschen Bäumen. Die Kolonien sind oft sehr gross, mit sicher 20.000 bis 50.000 Tieren. Reine Erdnester in Sandböden können die Grösse und Form eines Medizinballes erreichen. Bei allen Chthonolasius besteht das Nest aus kartonähnlichen Material, verbaut wird Erde und Holzmaterial. Der Karton ist weich und von geringeren Halt als der der Holzameise Lasius fuliginosus. Auch der Karton der Chthonolasius wird von einen Pilz stabilisiert. Dieser Pilz wird mit Kohlehydraten von den Ameisen ernährt, wir haben es mit einem "lebenden" Nest zu tun. Diese Nest und die das Nest bewohnenden Ameisen produzieren Wärme, im Brutnest herrschen Temperaturen um 37 Grad während der Brutperiode.

Soviel zu allgemeinen Einführung. Diskussionen und Hinweise bitte hier.
Hier einige Bilder dieser schönen Ameisen.

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LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Fr 14. Mai 2010, 16:16

Sodele, die Chthonolasius haben sich in ihr neues Refugium eingelebt und es bezogen.
Hierbei handelt es sich um ein altes Beobachtungsnest, wie es früher wohl von antstore vertrieben wurde. Der gute swagman hat es mir mal mit einer Kolonie geschickt :roll: .
Das Ding ist bedingt geeignet, leider ist es ja aus Plexiglas angefertigt mit den üblichen Nachteilen, die Plastik mit sich bringt. Dummerweise verformt sich dieses Plexiglas bei Erwärmung ein wenig, auch ist es etwas kratzempfindlich, was beim Fotografieren hinderlich ist. Kleinste Kratzer lassen die Knipse die Plexiglasscheibe focussieren, nicht die Tiere, die sich dicht dahinter befinden. Aber für den Anfang geht dieses Nest ganz gut, für den weiteren Verlauf werde ich dann wohl mir ein Grösseres aus Glasscheiben basteln.
Als ich die Ameisen bereits eingesammelt hatte und alles für den Einzug vorbereitete, stellte ich fest, dass der Deckel des Beobachtungsnestes unaufindbar war. Schönes Ding, ich habe die gesamte Wohnung und die Garage auf den Kopf gestellt... Mir blieb nichts anderes übrig, als bei Herrn Kalytta nachzufragen, ob er solches Zeug noch herumliegen habe. Glücklicherweise hatte der ähnliche Beobachtungsnester mit ähnlichen Abdeckungen, aus einer von denen konnte ich einen neuen Deckel basteln mit etwas Improvisation und Klebeband.
Der ist nun einigermassen fest angeklebt und nicht ohne weiteres entfernbar. Weil das Schicksal grundsätzlich grausam und ungerecht ist, wird der ursprüngliche Deckel irgendwann in naher Zukunft wieder auftauchen und mir dann ein zweites Mal die Laune verderben :tapping: .

Im Moment sind die künftigen Hilfsameisen jedoch gut untergebracht, nun fände ich es ganz nett, wenn der Frühsommer sich seiner Pflichten besinnen würde und es langsam etwas wärmer würde.
Mit den ersten richtig warmen Tagen ist mit dem Erscheinen der ersten fuliginosus-Königinnen zu rechnen, die Geschlechtstiere warten ja bereits in den Nestern auf entsprechende Bedingungen für die ersten Schwärmflüge.

Hier mal nochmal zwei Bilder der Chthonolasius im Nest.

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LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Philipp » Fr 14. Mai 2010, 20:31

Hi Frank,
schöner Bericht. Bei mir ( also draußen) habe ich letztens die Geschlechtstiere draußen gesehen, hauptsächlich Männchen. Sind aber noch nicht abgeflogen.

Gruß Philipp
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Fr 14. Mai 2010, 21:00

Ja Philipp, das hatte ich ja gelesen bei Dir ;).
Ich hatte letztens nämlich selbst noch keine Geschlechtstiere in den Nesteingängen gesehen. Aber es ist trotzdem so, dass die jetzt bald schwärmen werden, wenn es endlich wärmer wird, die fuliginosus ziehen auch bei diesem kühlen Wetter in ihren Nestern Brut auf. Sie sind relativ unabhängig von den Temperaturen, was die Brutaufzucht angeht, die Temperaturen müssen nur hoch genug sein, dass die Arbeiterinnen ihre Blattlauskolonien besuchen und betreuen können.
Schwärmen werden die Geschlechtstiere aber erst ab Tagestemperaturen um 25 Grad.

LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Tim » Fr 14. Mai 2010, 21:18

Vor ein paar Tagen war bei mir ein Schwarmflug.
Ich hatte auch 2 Königinnen für jemanden eingesammelt, jedoch kamen sie nicht schnell genug zur Wirtskolonie ... :sorry: :cry:
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Di 18. Mai 2010, 16:49

He Leute, wie Philipp und Tim hier berichteten, bereiten sich die fuliginosus tatsächlich bereits trotz der kühlen Temperaturen in den letzten Wochen auf dem Schwärmflug vor. Es wird auch schon erste Abflüge und Begattungen gegeben haben, davon berichteten ja Tim. Ich war gerade an einer grossen Kolonie hier an der Mosel, ich sah jede Menge Geschlechtstiere abflugbereit am Baumstamm, an dessen Basis die Nesteingänge sind. Das, obwohl die Temperaturen auch heute trotz etwas Sonnenschein nicht gerade optimal sind. Offenbar wird der erste wirklich wärmere Tag einen Massenschwarmflug mit sich bringen.
Dass die fuliginosus jetzt bereits reife, abflugbereite Geschlechtstiere in ihren Nestern haben, zeigt wiedermal die Potenz dieser Art. Trotz der kühlen Wochen haben sie in ihren warmen Brutnestern bereits viel Nachwuchs aufgezogen. Fuliginosus ist wohl die erste Ameise neben einigen Waldameisenarten in unseren Breiten, die jetzt schon mit in diesen Jahr aufgezogenen Geschlechtstieren schwärmt.

LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Di 25. Mai 2010, 19:47

Am vergangenen Samstag lief mir nun die erste Jungkönigin von fuliginosus über den Weg.
Ich fand sie auf einem Waldweg, in der Umgebung zahllose niger-Nester. Sie war am Samstagmorgen schon etwas matt, offenbar war sie schon die ganze Nacht nach einem Wirtsameisennest suchend herumgelaufen, nachdem sie am Schwarmflug des Vorabends teilgenommen hatte.
Ich fing sie in einem mit einem Wassertank ausgestatteten Reagenzglas, als erstes trank sie an der feuchten Watte.

In der Umgebung des Fundortes gab es etliche Nester von Lasius niger sowie ausgedehnte Strassen der Art. Man muss annehmen, dass fuliginosus-Königinnen diese Nester und die Duftstrassen der niger nicht verfehlen würden, wenn sie denn diese Art für die Koloniegründung nutzen könnten. Nach meinen Beobachtungen und allen mir bekannten Freilandbeobachtungen aber nutzt fuliginosus eben ausschliesslich die Arten von Chthonolasisus zur temp. sozialparasitischen Koloniegründung. Die Nester dieser Arten sind nicht selten, aber trotzdem sehr viel weniger häufig als die von Lasius niger und deren Verwandten. Sie sind also auch für die kleinen, schnellaufenden fuliginosus-Königinnen schwerer zu finden, deswegen findet man suchende Königinnen manchmal noch Stunden nach dem Schwarmflug.

Ich gab die Jungköniginnen sofort daheim in den Auslauf meines weisellosen Chthonolasius-Völkchens. Die Königin lief anfangs durch die gesamte Arena, untersuchte sämtlich Eingänge, befühlerte die verdutzten Arbeiterinnen. Immer wieder lief sie geschwind weiter, wohl auf der Suche nach dem Nesteingang. Bald schon gab es grosse Aufregung unter den Arbeiterinnen, nach kurzer Zeit liefen viele rekrutierte Arbeiterinnen as dem Nest in den Auslauf. Neugierig wurde die fremde Königin befühlert, nun teilweise gehalten, manchmal auch etwas derber. Ich befürchtete schon, dass die Arbeiterinnen noch nicht soweit waren, eine solche sozialparasitische Königin zu adoptieren.
Nun umringten dutzende Arbeiterinnen die Königin, die sich nun in eine Ecke gekauert hatte. Es war für mich kaum zu erkennen, wie ihr geschah. Aber es gab offensichtlich keine schweren Agressionen, nur grosse Aufregung unter den Arbeiterinnen.
Eigentlich war diese Erregung für mich neu. Bisher hatte ich eher anfänglich gleichgültiges Verhalten von Chthonolasius beobachtet, wenn ich Arbeiterinnen mit fuliginosus-Königinnen zusammenbrachte. Diese Gleichgültigkeit wich nach Stunden des Zusammenseins ungehemmter Agression. Offenbar erlischt die Tarnung der fuliginosus-Königinnen nach einiger Zeit, sie werden erkannt und in weiselrichtigen Kolonien wohl getötet.
Vieleicht lag der Unterschied im Verhalten dieser Ameisen hier und der Ameisen aus früheren Versuchen daran, dass es sich hier um eine weisellose Kolonie handelt.

Die Adoption ist geglückt. Am nächsten Morgen befand sich die Königin bereits im Nest, von einigen Arbeiterinnen umringt. Heute wird sie von dutzenden Arbeiterinnen umlagert, sie ist jetzt offenbar die "anerkannte" Königin der Kolonie. In Kürze wird sie mit der Eiablage beginnen.

Jetzt Bilder von den ersten Begegnungen der Chthonolasius mit der fuliginosus-Königin, danach aktuelle Bilder aus dem Nest, auf denen sie in typischer Weise dicht umringt und umlagert von willfährigen Ammen zu sehen ist. Oder besser, kaum zu sehen ist, es ist schwierig, sie zwischen den Leibern der Hilfsameisen zu focussieren. Auf den letzten Fotos ist auch ein frühes Männchen von Chthonolasius zu sehen.

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Übrigens bin ich nicht sehr glücklich über diesen Ausgang. Ich fand gestern nun eine weitere Jungkönigin, die ich ebenfalls hinzugab. Leider wurde diese sofort getötet. Ich werde weitere Jungköniginnen zusetzen, aber ich fürchte, dass nun keine mehr angenommen werden.
Das würde meine Vermutung bestätigen, dass es nur ein winziges Zeitfenster für die "Infizierung" weiselloser Chthonolasius-Kolonien gibt. Ist die Kolonie wieder weiselrichtig, werden schon nach kurzer Zeit keine weiteren Jungköniginnen geduldet.
Dies zu Ende gedacht bestätigt meine Beobachtung, dass fuliginosus-Kolonien trotz ihrer Grösse und Vielzahl von Arbeiterinnen und Königinnen nur begrenzt lebensfähig sind. Sie leben genauso lange, wie die Königinnen leben, die ursprünglich von der Hilfsameisenkolonie adoptiert wurden und die Kolonien sterben mit deren Tod. Es werden offenbar zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte eines solchen Volkes weitere Jungköniginnen adoptiert. Im Gegenteil. Greifen die Arbeiterinnen solche in Nestnähe auf, sowohl jetzt im Anfang der Kolonie die nun wieder weiselrichtige Chthonolasius wie auch später die fuliginosus-Arbeiterinnen, töten diese die fremden Jungköniginnen sofort. Dies habe ich bei fuliginosus-Arbeiterinnen so jedenfalls beobachtet.
Wobei dies jedoch für die Chthonolasius noch nicht ganz sicher ist, die Tötung einer zweiten Königin wenige Tage später ist erst ein Indiz. Töten sie jedoch nun alle weiteren, neu hinzukommenden fuliginosus-Königinnen, ist es wohl so.

Das wäre eine interessante und neue Beobachtung, die mich aber eben nicht wirklich froh macht. Ich wollte eigentlich eine starke fuliginosus-Kolonie mit mehreren Königinnen aufziehen. Vielleicht hätte ich dazu aber mehrere Königinnen gleichzeitig zusetzen müssen, so wie es in der Natur abläuft. Leider sind diese Königinnen nicht ganz leicht zu finden und schon gar nicht dann, wenn man sie braucht und sucht.
Soweit erstmal.

LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Phil » Di 25. Mai 2010, 21:40

Hallo Frank,

sehr spannend beschrieben! Gratulation zur Adoption, auch wenn Du gerne mehr Königinnen gehabt hättest. Hoffe, Du berichtest fleißig weiter, ich bin sehr gespannt :)

Grüße, Phil
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Mi 26. Mai 2010, 09:48

Danke Phil. Spannend ist das allemal, diese temp. sozialparasitischen Arten sind für mich die interessantesten Arten überhaupt. Die Biologie ist bisher nicht gut beforscht, man weiss nur grundlegendes.
Der Sozialparasitismus der fuliginosus ist wohl besonders interessant, parasitiert doch hier ein temp. Sozialparasit einen anderen.
Bisher glaubte ich zB. auch, das solche weisellosen Kolonien der Chthonolasius im ersten Jahr der Weisellosigkeit über eine ganze Saison von den fuliginosus-Königinnen heimgesucht werden und diese auch adoptieren. Das scheint aber doch nicht so einfach zu sein. Offenbar sind die ersten fuliginosus-Königinnen im Nest in der Lage, sehr schnell die Rolle der Königin auszufüllen und die Kolonie der Chthonolasius für sich einzunehmen. Dafür spricht auch der schnelle Verlauf dieser Adoptionen und die früh einsetzende Physiogastrie. Sehr früh schalten sich die Jungköniginnen massiv in den Futterfluss ein und überschütten wahrscheinlich die Hilfsameisenkolonie mit ihren Pheromonen. Diese bewirken wohl, dass die Kolonie nun nicht mehr weisellos ist, was vllt. zur Folge hat, dass weitere, neu hinzukommende Jungköniginnen nicht geduldet werden.

LG, Frank.
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Re: Chthonolasius und Dendrolasius...

Beitragvon Frank Mattheis » Fr 11. Jun 2010, 13:23

Einige Tage sind vergangen, bei der Kolonie läuft es hervorragend und nach typischen Muster.
Die Königin beteiligt sich lebhaft am Futteraustausch und ihr Gaster ist sehr stark angeschwollen. Eine wahre Eierlegemaschine :shock: .
Ständig ist sie umringt von sich aufopferungsvoll und liebevoll bemühenden Chthonolasius, ständig wird sie geputzt, gefüttert und umsorgt.
Es gibt ein riesiges Eipaket, Larven sowie Puppen. Bei der Königin befindet sich noch ein weiteres, kleines Eipaket mit augenscheinlich frischgelegten Eiern.
Die Entwicklung der Kolonie verläuft also eigentlich wie erwartet, trotzdem ist es immer wieder spannend anzusehen und ein phänomenales Ereignis, die sozialparasitische Gründung dieser Art zu beobachen. Ich bin mir eigentlich aber nicht sicher, ob man bei dieser Gründung überhaupt von einer solchen sprechen darf. Genaugenommen handelt es sich eher um eine Adoption oder Kolonieübernahme bei diesen temporär sozialparasitischen Arten der Gattung Lasius. Eine Kolonieübernahme schon deshalb, weil diese "Gründung" zumindest bei Chthonolasius durch Dendrolasius nur in weisellosen Kolonie der Chthonolasius funktionieren kann. Die jungen fuliginosus-Königinnen übernehmen mit ihrer hochangepassten Tarnung erfolgreich nur todgeweihte, weisellose Chthonolasius-Kolonien. In weiselrichtigen Kolonien werden sie nach Ablegen ihrer Tarnung immer getötet.
Hier einige Fotos dieser Kolonie.

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