für eine Neuauflage von Versuchen zur Koloniegründung der Dendrolasius fuliginosus habe ich heute einige hundert Chthonolasius-Arbeiterinnen einem Nest entnommen. Die Versuche sollen in diesem Jahr wieder mit reifen, erwachsenen Chthonolasius-Arbeiterinnen unternommen werden. Die Arbeiterinnen habe ich bereits jetzt entnommen, damit sie im Sommer, wenn die fuliginosus schwärmen, bereits einige Zeit ohne Königin sind und damit eine weisellose Kolonie darstellen. Sie werden also nun frühestens im Mai mit ersten Jungköniginnen der fuliginosus konfrontiert werden. Interessant wird sein, ob diese kurze Zeit der Weisellosigkeit genügt und ob der Einfluss der eigenen Königin bis dahin erloschen ist. Ist er es nicht, werden diese Arbeiterinnen wahrscheinlich die fuliginosus-Königinnen langfristig nicht akzeptieren und sie nach einigen Tagen töten.
Nach meinen bisherigen Beobachtungen ist genau diese Konstellation die einzige, unter deren Bedingungen eine Adoption der fremden fuliginosus-Königinnen im Freiland gelingt. Fraglich wie gesagt bleibt, ob die Zeit der Weisellosigkeit genügt und ob der Einfluss der eigenen Königin bis zum Zeitpunkt des Beginns der Versuche erloschen ist. Denn natürlich gehören diese Arbeiterinnen im Moment noch einer weiselrichtigen Kolonie an, Pheromone der Königin wirken noch ihren Körpern und werden zwischen den Tieren beim Nahrungsaustausch weitergegeben.
Die fuliginosus-Königinnen werden die Möglichkeit haben, zwischen dem Nest dieser Ameisenart und einen Nesteingang von Lasius niger zu wählen. Natürlich gründet fuliginosus im Freiland ausschliesslich bei den Chthonolasius-Arten, trotzdem gibt es ja immer wieder unbelegte "Beobachtungen" von Koloniegründungen bei Lasius niger. Ausdrücklich ausgenommen sind Laborversuche, die können mit Lasius niger offenbar gelingen, wie der laufende Versuch von Philipp zeigt. Das sind aber künstliche Bedingungen (...und es bleibt abzuwarten, ob die Gründung nachhaltig gelingt), eine gemischte Kolonie niger/fuliginosus wurde im Freiland noch nie gefunden und belegt, wohl aber gemischte Kolonie von jungen fuliginosus-Kolonien mit Arbeiterinnen der Arten von Chthonolasius.
Immer wieder ist erstaunlich, wie schön auch und gerade unsere Ameisen sind!
Wenn man sich überwiegend eine Zeitlang mit subtrop. oder trop. Arten befasst, vergisst man das leicht. Diese Chthonolasius gehören vllt. zu unseren schönsten Arten mit ihrer wunderschönen Gelbfärbung. Sie sind übrigens recht leicht von den Cautolasius zu unterscheiden, zumindest diese Art hier, deren Bestimmung aussteht. Sie sind anders als diese reingelb gefärbt und alle Tiere sind grösser als die Arbeiterinnen von Lasius flavus. Aber alle mir bekannten Arten der Chthonolasius sind reiner und gleichmässiger gefäbt als die Lasius flavus, deren grössere Arbeiterinnen oft ungleichmässig und dunkelgelb bis fast rötlich-bräunlich gefärbt sind. Man findet die Chthonolasius ausserdem meist in völlig anderen Habitaten. Faszinierend ebenso die schnelle Organisation und Rekrutierung, nach einer Stunde war die gesamte Belegschaft bis auf wenige Kundschafter ins Beobachtungsnest gezogen.
Diese Ameisen sind nicht selten, doch aufgrund der versteckten Lebensweise schwer zu finden. Ich sucht heute in einem warmen Laubwald hier an der Mosel eine gute Stunde. Es gibt selten Nesthügel, meist sind die Nester versteckt unterirdisch oder in morschen Bäumen. Die Kolonien sind oft sehr gross, mit sicher 20.000 bis 50.000 Tieren. Reine Erdnester in Sandböden können die Grösse und Form eines Medizinballes erreichen. Bei allen Chthonolasius besteht das Nest aus kartonähnlichen Material, verbaut wird Erde und Holzmaterial. Der Karton ist weich und von geringeren Halt als der der Holzameise Lasius fuliginosus. Auch der Karton der Chthonolasius wird von einen Pilz stabilisiert. Dieser Pilz wird mit Kohlehydraten von den Ameisen ernährt, wir haben es mit einem "lebenden" Nest zu tun. Diese Nest und die das Nest bewohnenden Ameisen produzieren Wärme, im Brutnest herrschen Temperaturen um 37 Grad während der Brutperiode.
Soviel zu allgemeinen Einführung. Diskussionen und Hinweise bitte hier.
Hier einige Bilder dieser schönen Ameisen.






LG, Frank.