*Cataglyphis fortis.

*Cataglyphis fortis.

Beitragvon Frank Mattheis » Mi 22. Aug 2012, 20:20

Hallo Ameisenfreunde.

Es wird nun endlich Zeit, dass ich beginne, über meine kleine fortis-Kolonie zu berichten und sie hier mal vorzustellen. Die junge Königin hatte ich im Mai aus Tunesien mitgebracht, zusammen mit einigen Arbeiterinnen aus einem etablierten Nest. Die Arbeiterinnen schlossen sich der Königin sofort problemlos und ohne jede Spur von Agressionen an und zusammen zogen die Tiere bald erste junge Arbeiterinnen auf. Leider starben die grossen, alten und zugesetzten Arbeiterinnen aus der freien Natur binnen kurzer Zeit weg, doch genügte die Zeit wie gesagt, um erste eigene Arbeiterinnen der Jungkönigin mit ihr zusammen aufzuziehen.
Nun gibt es etwa ein Dutzend junge, teilweise sehr winzige Arbeiterinnen im Nest. Alles läuft gut, wenn auch viel langsamer als bei den verwandten bicolor-Arten. Wie diese sind auch diese Cataglyphis ziemliche Schmutzfinken, es ist schwer, durch die verdreckte Scheibe halbwegs erkennbare Fotos zuwege zu bringen.
Hier ein Link erstmal zu einem Foto der jungen Königin: https://www.upload.eusozial.de/i/0y4mg5yh0i1r.jpg

Nun aktuelle Fotos der Arbeiterinnen, die mit der Nachkommenschaft im Nest beschäftigt sind.

Bild Bild

Cataglyphis fortis ist eine recht grosse, dabei sehr filigrane Art. Die grossen Arbeiterinnen sind durchaus kräftig gebaut, dabei aber wendiger, flinker und "leichtfüssiger" als andere grosse Cataglyphis-Arten. Das Sehvermögen der Tiere ist wie immer bei den Arten der Gattung beeindruckend, die fortis scheinen dabei irgendwo zwischen den bicolor und den bombycinus zu stehen.
Diese Ameisen legen wohl die grössten Strecken in kurzer Zeit zurück unter allen Ameisen. Das ist bei dieser Art besonders leicht zu beobachten und nachvollziehbar, denn wenn man Arbeiterinnen mitten in einer trockengefallenen Salzlagune findet, wo über hunderte Meter kein Nest existiert, dann ist das besonders beeindruckend.

Einige Beobachtungen und Fotos aus dem Freiland finden sich hier: viewtopic.php?f=26&t=1842

Zu dieser noch kleinen Kolonie dieser wundervollen Ameisen werde ich nun ab und zu berichten.

LG, Frank.

EDIT: Diskussionen und Anmerkungen wie immer direkt hier im Thread. Danke.
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon Mathias Zille » Mi 22. Aug 2012, 20:35

Hallo Frank!

Na das wird aber auch Zeit! Ich habe mich schon gefragt wann dein Bericht den nun kommen mag.

Das es für die Kolonie gut läuft freut mich und ich bin mal gespannt was du uns noch alles zu berichten hast in der nächsten Zeit.
Was mich jetzt schon interessiert, wie hältst du sie jetzt und wie bekommen sie von dir diesen salzhaltigen Bodengrund. Eventuell probierst du es auch noch einmal ohne diese Bedürfnisse?

LG, Mathias
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon Frank Mattheis » Do 23. Aug 2012, 12:36

Hallo Mathias,
doch, auch die leben hier in einem kleinen Terrarium mit salzig-feuchten Auslauf. Sehr warm, am sonnigen Fenster und zusätzlich mit einer Leuchtstofflampe, die das Terrarium beheizt. So kommt es vor, dass der Auslauf völlig austrocknet. Aber das geschieht ja auch im Freiland. Dann lass ich es ab und zu mal "regnen"... Es genügt ja dann etwas Süsswasser, das Salz verbleibt ja im Boden und dessen Salzgehalt bleibt so konstant.

Die Ameisen bewohnen ein Ytongnest, das im salzigen Substrat steht und so ebenfalls mit Salzwasser befeuchtet wird. Der Salzgehalt ist dabei nicht sehr hoch, etwa der von Brackwasser. Das Nest wird beheizt mit einer Rotlichtlampe. Das hat zur Folge, dass etwas Salz ausfällt und sich dann auch an der Glasscheibe innen findet. Macht aber nichts, ich werde die eh bald wieder umsiedeln in ein etwas grösseres Terrarium.
Ich vermute, dass diese Ameisen ein salziges Umfeld brauchen. Ich fand sie im Freiland nur in solchen salzigen Biotopen, die mal trocken, mal feucht waren und eine Königin, die ich vor einigen Jahren mitbrachte und auf herkömmliche Weise hielt und unterbrachte, starb nach kurzer Zeit mitsamt ihrer Arbeiterinnenschaft. Besonders die Königin litt in ihren letzten Tagen, sie putzte sich unentwegt und hektisch, rannte panisch und erregt im Nest umher, an den allerletzten Tagen sogar ausserhalb desselben und starb dann eben. Damals konnte ich mir nicht erklären, woran sie verstorben war. Milben und andere Parasiten waren nicht erkennbar. Erst später ging mir ein Licht auf und eine spätere Kolonie, die ich vor wenigen Jahren hielt, entwickelte sich in Gefangenschaft sehr gut mit salzhaltigen Nest und Auslauf.
Natürlich brauchen die Ameisen aber eine Tränke mit Süsswasser. Im Freiland werden sie den Morgentau nutzen, der sich an niedrigen Pflanzen etc. niederschlägt. Im Boden finden sie dort kein Süsswasser.

LG, Frank.
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon antic » Do 23. Aug 2012, 19:54

Hallo Frank,
schön etwas von dieser zweifellos interessanten und ausgiebig studierten Ameisenart zu hören. Weißt du vielleicht woher dieser intensiv silbrige Schimmer auf dem Thorax der Tiere kommt, ich kann etwas ähnliches , allerdings in sehr abgeschwächter Form bei meinen C. beobachten ?
Hier zB.:

Bild

LG
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon Antfriend » Fr 24. Aug 2012, 00:07

Hallo Volker,

die silbrige Färbung scheint mir bei den meisten Arten, auch bei Cataglyphis bombycinus, von einer sehr feinen Behaarung zu kommen. Der Zweck ist die möglichst starke Reflexion des Sonnenlichts und die damit verbundene, geringere Aufheizung des Körpers in diesen sehr heißen Regionen. Ähnliche Färbungen und Teilfärbungen sind u.a. auch bei verschiedenen, grazilen afrikanischen Camponotusarten zu finden.

Frank kann dazu bestimmt genaueres sagen, und mich ggfs. korrigieren, wenn die Färbung bei den Cataglyphis doch direkt von Pigmenten im Chitinpanzer kommt.

Edit: Hier, auf den Bildern im Link, sieht man es nochmal gut mit den Haaren:
https://www.formicidae.org/node/3200

LG
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon Frank Mattheis » Fr 24. Aug 2012, 06:10

Was genaueres als Marcel kann ich leider auch nicht sagen, nur, dass es eben für die Cataglyphis-Arten charakteristisch ist. Dieser Schimmer findet sich, mehr oder weniger ausgeprägt, bei allen Arten an Thorax und Beinansätzen.

LG, Frank.
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon Mathias Zille » Fr 24. Aug 2012, 17:13

Hallo Frank!

Na dann bin ich ja auf dem neusten Stand. Ich denke dieser Bodengrund hat also eine Art "anti bakterielle" Wirkung auf die Ameisen. Zumindest würde ich diesen Rückschluss aus deinem Bericht entnehmen. Im Prinzip so wie bei unseren Waldameisen, die ihr Nest ja auch mit Harz, belegen. Ist nicht das selbe aber die Grundidee die dahinter steckt ist wohl die selbe.

Ich denke diesmal wird es besser laufen.

Der silbrige Schimmer an den Cataglyphis Arten wird genau diesen Zweck erfüllen. Das reflektieren der Sonnenstrahlung und natürlich die schnelle Fortbewegung sind denke ich entscheidend um in diesem Lebensraum auch Tagsüber auf Jagd gehen zu können. Zu sehen auch auf diesen Bildern eines Männchens.

LG, Mathias
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Re: Cataglyphis fortis.

Beitragvon antic » Fr 24. Aug 2012, 18:05

Hallo Marcel,Frank,
vielen Dank für Antwort und vor allem den Link (hab ich vorher leider nicht gefunden). Ich habe heute gleich meine Schachtel mit den Leichen inspiziert und eine Kandidatin gefunden , die ich unters Mikroskop und die 10fach Lupe legen konnte (das ist immer ein Hängen und Würgen weil ich kein Auflicht sondern ein Durchlichtmikroskop habe). Da sieht man schön die sehr feine Behaarung ,vor allem auf Propodeum, Metapleuron und Mesopleuron auch zum Teil auf den Hüften. Komisch , das mit dem Silberschimmer hat mich immer interessiert ( anfangs habe ich mir sogar Sorgen gemacht, sie könnten Schimmelbefall haben) aber erst jetzt hat sich eins zum anderen gefunden. Und die Erklärung mit der Licht und Hitzereflexion ist einleuchtend , sehr schön bei C.bombycinus zu sehen (zwei Exemplare davon habe ich ja in Südmarokko gesehen).
LG
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Re: *Cataglyphis fortis.

Beitragvon Frank Mattheis » Do 4. Okt 2012, 17:10

Bei meiner fortis-Kolonie geht es weiter ganz gut. Ihr Terrarium steht ja auf einem Fensterbrett, oberhalb eines Heizkörpers. Das scheint ihnen zu gefallen, mit sinkenden Temperaturen draussen wird es so bei ihnen wärmer und sie ziehen ordentlich Nachkommenschaft auf. Ihr Nest wird nun also nicht nur von der Rotlichtlampe beheizt, zusätzlich wird es nebenher vom Heizkörper erwärmt.
Langsam gibt es nun auch einige grössere Puppen, bald schon werden erste grössere Arbeiterinnen schlüpfen. Ein Blick in die wärmste Kammer, dicht an der Rotlichtbirne und direkt von dieser beheizt.

Bild

Die Königin hält sich meist in einer tieferliegenden Kammer auf. Dabei ist sie meist umringt von einigen Arbeiterinnen.

Bild

LG, Frank.
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Re: *Cataglyphis fortis.

Beitragvon Frank Mattheis » Mi 10. Okt 2012, 18:15

Die Kolonie wächst nun stetig weiter. Immer mehr Puppen liegen in der obersten warmen Kammer, in den anderen Kammern werden Larven je nach Entwicklungstadium getrennt gepflegt. Noch einmal ein Blick in die Puppenkammer.

Bild

Erfreulicherweise gibt es erste grössere Arbeiterinnen. Wie alle Ameisen der Kolonie, die sich vorrangig im Nest aufhalten, mit prall gefüllten Kröpfen. Hier eine der ersten etwas stattlicheren Arbeiterinnen dieser Kolonie.

Bild

LG, Frank.
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